No care

Am liebsten würde ich jeden dieser Texte mit einem Zitat beginnen. Die leiten das immer so schön ein, was man sagen will. Eigentlich brauche ich den Text dann auch gar nicht mehr zu schreiben, um rüber zu bringen, was ich nachts um halb 1 so fühle. Hat das Zitat ja dann schon gemacht. Aber es ist die dritte Nacht in Folge, in der ich schlaflos in meinem Bett sitze und nicht weiß wohin mit mir. Nacht Nummer 3, in der ich in der Mitte meines Bettes sitze und die Beine ausstrecke, weil die sonst langsam einschlafen. In meinem dunklen Schlafzimmer ist es ganz ruhig. Wobei man sicherlich die Musik aus meinen Airpods hören kann, würde man am Türrahmen lehnen und mich beobachten. Aber wenn ich die Kopfhörer rausnehme, um das zu überprüfen, hört die Musik auf zu spielen. Das ist manchmal praktisch, meistens aber auch nicht. Zum Beispiel, wenn mir einer raus fällt und ich den Gag im Podcast verpasse und dann wieder zurückspulen muss und dann ist der Moment auch irgendwie vorbei. Zwischendurch tapse ich leise durch den Flur ins Badezimmer und stelle mich für ein paar Minuten ans geöffnete Fenster, um die kalte Dezemberluft einzuatmen. 'Dezemberluft' von Heisskalt, das wäre doch auch ein gutes Lied, um es als Zitat an den Anfang dieses Textes zu stellen. Die Fließen im Bad sind kalt, aber ich stehe trotzdem barfuß da und starre in den dunklen Garten. Normalerweise würde ich mich jetzt auf den Balkon setzen, mit Winterjacke und einer dicken Decke, einfach auf die Straße runterschauen und beobachten, wie der Bewegungsmelder des  Nachbarhauses immer wieder vom Wind verwirrt wird und das Licht einschaltet. Nach einer kurzen Zeit geht es von allein wieder aus. Bis der nächste Windstoß wieder ein kleines Blatt vorbei weht. Gerade geht das aber nicht. Im Wohnzimmer, in dem die Tür zum Balkon ist, schläft meine Freundin. Ich glaube, wenn sie wieder weg ist, werde ich das vermissen. Am Anfang war es ungewohnt, nicht allein zu sein, ziemlich überfordern um ehrlich zu sein. Aber ich glaube, wenn sie nicht mehr da ist, verde ich sie vermissen. Sie und dass sie immer vor mir wach ist und schon Kaffee gemacht hat, wenn ich kurz vor knapp aus meinem Bett falle, weil ich wieder nicht richtig schlafen konnte und deswegen den Wecker um 8:30 Uhr einfach wieder zwei Stunden nach vorn gestellt habe. 

Was ist jetzt eigentlich mit dem Zitat? Soll ich es raussuchen und wortgetreu abtippen? Der Editor hier ist nicht wie Word. Er macht nicht immer, was ich möchte, deswegen tippe ich gerne ab. Zum Glück habe ich in der Berufsschule das 10-Finger-Tasten Schreiben gelernt. Ohne das würde ich ganz schön alt aussehen. Ich war schon immer eine schnelle Schreiberin, aber damit hat mir niemand den Rang mehr streitig gemacht. Den Rang der schnellsten Schreiberin der Klasse. Toll. Vielleicht ist es das, was ich gut kann. Schnell schreiben. Vielleicht sollte ich daraus ein Business machen? Google. Gibt es schon, sagt Google. Zu spät. Zu spät, um aus meinem Talent noch eine Berufung zu machen und viel zu spät, um das Zitat noch rauszusuchen. Der Text ist ja im Endeffekt auch schon dahin. Ganz anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Und er hat so viel Inhalt wie ein ganzes Casper Album. Und ich muss es wissen, denn ich habe es schon gehört. Das war jetzt ein Zitat, ein Youtube Zitat um genau zu sein, ein witziges noch dazu. Also natürlich nur, wenn man das Video kennt, das ich zitiere. Aber wenn ich jetzt noch auf Youtube gehe, um das Video noch einmal anzuklicken, die richtige Stelle rauszusuchen, schlafe ich heute Nacht gar nicht mehr. Und hätte ich das früher gemacht, hätte ich mich vielleicht auch nicht in den Sinn gesetzt, diesen Text hier zu schreiben. Dann würdest du das hier jetzt nicht lesen und hättest die letzten Minuten mit etwas wirklich viel produktiveren verbringen können. 

Na gut, ich lass das mit dem Zitat. Ich weiß nämlich eigentlich gar nicht, wo das alles noch hinführen soll. Aber das werde ich jetzt einfach ausprobieren. Und dann werde ich sehen, wo es mich hinführt. Der Text, das alles hier. See you, Zukunfts-Maribel! Sagst du mir kurz Bescheid, was daraus geworden ist?



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